Die Kristallkugel bleibt im Karton! Fragen stellen statt Prognosen verkünden
Von Ricardo Mendes, CEO, Vawlt
Alle Jahre wieder: IT-Entscheidungsträger, Branchenanalysten und selbsternannte „Vordenker“ drängeln sich derzeit, um ihre jeweiligen Prognosen und Vorhersagen zu veröffentlichen – je lauter, desto besser. Aber richten sich die technologischen Entwicklungen wirklich so bequem nach dem Kalender? Wie realistisch sind solche Vorhersagen überhaupt? Kühne Behauptungen mit Blick auf die Zukunft der Technologie entpuppen sich oft genug als Luftschlösser. Prognosen zu technologischen Entwicklungen und Marktentwicklungen sind selten akkurat. Anstatt den Anschein erwecken zu wollen, man „kenne“ die nahe Zukunft, ist es produktiver, einfach zuzugeben, dass wir nicht immer alle Antworten parat haben (und dass das auch vollkommen in Ordnung geht). Diese Herangehensweise ermutigt zu reichhaltigeren Debatten, tieferen Einsichten und insgesamt ehrlicherem Engagement. In diesem Sinne versuche ich im folgenden Beitrag, einige persönliche Fragen, Gedanken und Bedenken zum aktuellen Top-Thema der Künstlichen Intelligenz mit Ihnen zu teilen.
KI – Technologie mit vielen Unbekannten
Wir alle sind Zeugen des anhaltenden KI-Wahns. Ganz unabhängig davon, wie Menschen individuell Vorteile und Risiken beim Einsatz von KI bewerten, können wir eines mit Sicherheit feststellen: KI wird bleiben, und wir befinden uns in einem KI-Hype, der sich so rasch nicht abschwächen wird. Dies hat mich dazu veranlasst, über konkrete Fragen zu Fortschritten, Ergebnissen und Auswirkungen der KI nachzudenken. Es macht mir in diesem Zusammenhang nichts aus, zuzugeben, dass ich nicht alle Lösungen zu diese Herausforderungen kenne. Ich bin kein führender Experte auf diesem Gebiet. Mein Ziel ist es vielmehr, jenen Fragen zur künstlichen Intelligenz eine Stimme zu geben, die – so finde ich – nicht oft genug gestellt werden.
Momentaufnahme – Vorteile im Blick
Zunächst stelle ich mir die Frage, welche Auswirkungen der aktuelle Status quo dieser Technologie tatsächlich hat. Wie groß sind die Fortschritte in der Welt mit Hilfe der KI wirklich? Wir wissen, dass KI in vielen Bereichen und Anwendungsfällen zu einem signifikanten Aufschwung beigetragen hat. Von der Erstellung von Inhalten über die Softwareentwicklung bis hin zu Unterstützungsdiensten – die Liste der Beispiele ist lang. Beeindruckend, denken Sie vielleicht – und Sie haben recht. Denn ich würde behaupten, dass die aktuellen Möglichkeiten der KI-Technologie eine transformative Wirkung haben, die mit dem Aufkommen des Internets vergleichbar ist.
Das Millionen-Dollar Fragezeichen
Die große Herausforderung ist nun aber: Was kommt als Nächstes? Ich sehe eine Spaltung der Denkrichtungen, und erkenne ganz klar zwei Lager: diejenigen, die sagen, dass AGIs (Artificial General Intelligence – dahinter verbirgt sich, vereinfacht ausgedrückt, KI auf dem Intelligenzniveau des Menschen) und ASIs (Artificial Super Intelligence – KI, die intelligenter ist als Menschen) vor der Tür stehen. Dann gibt es andere, die behaupten, dass wir noch lange nicht so weit sind.
In Anbetracht der Fortschritte, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, bezweifle ich nicht, dass wir in den kommenden Jahren weitere bahnbrechende Entwicklungen erleben werden, und ich verkneife es mir, das ganze in einen zeitlichen Rahmen zu fassen. Die Kristallkugel bleibt im Karton! Es gibt jedoch einige Knackpunkte:
Status Quo: Werden die bestehenden Technologien, die zur Bereitstellung der aktuellen KI-Lösungen verwendet werden, für die kommenden KI-Generationen ausreichen? Wenn wir über KI sprechen, dreht sich die technologische Diskussion letztlich um LLMs, Trainingsmodelle etc., aber all diese Prozesse laufen auf einer Infrastruktur. KI erfordert eine Vielzahl von (dedizierten) Verarbeitungseinheiten, Speichern und Netzwerken. Wird der derzeitige Stand all dieser Technologien für die nächsten Stufen der KI überhaupt ausreichen? Und was ist mit der KI-Technologie selbst? Werden die bestehenden Modelle und Prozesse mit ihrer zugrundeliegenden Hardware, ihrem Hintergrund an Algorithmen des Maschinellen Lernens, ihrem Datenfluss etc künftigen Anforderungen gewachsen sein? Werden sie überhaupt für diese Zwecke geeignet sein? Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen „nein“ lauten sollte, dann würde ich behaupten, dass wir noch nicht so weit sind, IAs (Intelligent Automations) der nächsten Stufe zu realisieren.
Rentabilität: Es besteht bereits eine Debatte zu den Kosten, die entstehen, wenn die aktuelle Version der KI mit vollem betrieblichen Nutzen eingesetzt wird. Darüber hinaus stellt sich aber die Frage, ob es bei den derzeitigen Kapazitäten und Arbeitsbelastungen überhaupt möglich sein wird, die KI-Entwicklung auf die nächste Stufe zu heben. Ich denke, wir müssen uns hinsetzen und uns ganz ehrlich fragen, ob wir nicht gezwungen sind, effizientere Wege zu finden, beispielsweise bei der Datenverarbeitung, um eine wirtschaftlich nachhaltige KI zu entwickeln. Das ist eine komplexe Überlegung mit vielen Aspekten, aber ich höre nicht genug Stimmen im Markt, die bereit sind, diese Herausforderungen offen zu hinterfragen.
Ökologie: Die Auswirkungen der KI auf die Umwelt werden vielfach beleuchtet. Fragen der Entsorgung und des Elektronikschrotts, Einschränkungen bei den Rohstoffen für Komponenten, steigender Druck auf die Energienetze und nicht zuletzt der übermäßige Energieverbrauch der KI – all diese Themen müssen noch dringlicher angesprochen werden. Die Herausforderung besteht darin, vollständig zu verstehen, wie viel Energie KI in Zukunft verbrauchen wird! Die Prognosen jedenfalls sind erschreckend.
Datenschutz, Cyber-Souveränität, Datenmanipulation: Eine echte Sorge, die ich persönlich habe, besteht darin, dass Unternehmen, um die Vorteile der sich entwickelnden KI-Technologien vollständig nutzen zu können, ihren Ansatz in Bezug auf Datenschutz, Datenkontrolle und betrieblicher Souveränität locker werden (oder dies bereits getan haben). Aufgrund der hohen Kosten sowie der Komplexität des Betriebs solcher Lösungen werden diese wahrscheinlich zentral von einzelnen Unternehmen bereitgestellt, die über die entsprechende Infrastruktur und das nötige Wissen verfügen. Dementsprechend muss man die Kosten und Gefahren bedenken, die in den Einrichtungen entstehen können – nicht nur durch die Bereitstellung sensibler Daten zum Trainieren von Modellen etc., sondern auch durch die starke operationelle Abhängigkeit von diesen Einrichtungen. All diese Veränderungen geben Organisationen eindeutig ein zu hohes Maß an Kontrolle und Einflussnahme mit Blick auf das Leben der Menschen. Möchten wir das?
Einen Vorgeschmack darauf haben wir ja bereits mit der Abhängigkeit ganzer Unternehmen von einzelnen Cloud-Anbietern bekommen. Während die Konzentration auf eine einzige Cloud bereits ein ernsthaftes Problem darstellt, kann das neue Ausmaß der Abhängigkeit durch KI-gestützte Tools und Lösungen noch gravierender ausfallen. Darüber hinaus könnten diese Unternehmen (und/oder ihre Technologien) Daten manipulieren. Werden wir dies als unvermeidlich hinnehmen? Oder werden wir es schaffen, Modelle zur Wahrung der individuellen Privatsphäre zu realisieren, die mit verschlüsselten Daten arbeiten? Sicherlich sind das komplexe Fragen – aber ich glaube, dass sie wesentlich sind.
Den Hype im Zaum halten – KI als positive Kraft gestalten
KI stellt den Weg in die Zukunft dar – dieser Zug wird nicht anhalten, und wir befinden uns gemeinsam auf dieser Reise. Die Tatsache, dass sich die KI in rasantem Tempo entwickelt, ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Wie bei jeder Technologie liegt auch bei der KI eine große Verantwortung bei den Menschen, die diese Technologie entwickeln. Indem wir uns bei jedem Schritt kritische Fragen stellen, können wir versuchen, sicherstellen, dass wir angesichts der Komplexität und Ungewissheit, die KI umgibt, bescheiden und realistisch bleiben. Der gegenwärtige Hype hingegen gibt oft nicht genug Raum für kritisches Hinterfragen.
Eines ist klar: Sich wie der sprichtwörtliche Vogel Strauß zu verhalten und den Kopf in den Sand zu stecken, wird uns nicht weiterbringen. Sich der gigantischen KI-Hype-Maschine anzuschließen, ohne kritische Fragen zu stellen, wird auf lange Sicht Gefahren bergen. Was wir brauchen, sind mehr gesunde, erwachsene Debatten zu diesen dynamischen Herausforderungen, um auf unserer Reise mit der sich schnell entwickelnden KI-Technologie auf dem Fahrersitz zu bleiben. Diese Diskussionen müssen wir jetzt führen – mit dem Ziel vor Augen, dass KI das Leben einfacher und besser machen soll.
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